Autor Ferdinand Brüggemann - Sina

27.09.2017

Die Qual der Wahl: Schulwahl

Autor Ferdinand Brüggemann - Sina

Die schwierige Wahl der richtigen Schule für mein Kind

Eigentlich ist diese Wahl gar nicht so schwierig, denn es gibt ja schließlich den Rat professioneller Pädagogen; diese haben Ihr Kind zwei bis vier Jahre lang unterrichtet und in ihrem individuellen Lernprozess begleitet. Aus diesem Grund ist eine Empfehlung der GrundschullehrerInnen immer gut fachlich begründet und soll Sie in Ihrer Entscheidung unterstützen. Und Sie als Eltern haben Ihr Kind ja schließlich während der Grundschulzeit in seiner Entwicklung begleitet, unterstützt und beobachtet.
Vielleicht helfen Ihnen die nachfolgenden Leitfragen bei der Entscheidung für die richtige Schulwahl:

  1.  Wie konzentriert arbeitet mein Kind zu Hause? Wie in der Schule?
  2. Setzt es sich gern mit neuen Inhalten auseinander und beschäftigt es sich auch über einen längeren Zeitraum intensiv mit einem Thema?
  3. Gelingt das Erledigen auch umfangreicherer Hausaufgaben selbständig oder müssen Sie immer wieder antreiben, ermutigen, schimpfen?
  4. Ist Ihr Kind in der Lage, einen Sachtext zu verstehen und ihm selbständig Informationen zu entnehmen?

Können Sie diese Fragen mit „Ja, meistens schon!“ oder „Ich stimme grundsätzlich zu!“ beantworten, dann ist die REALSCHULE und der MITTLERE SCHULABSCHLUSS der richtige Weg, um Ihr Kind optimal zu fördern und zu fordern.

Was gibt es bei der Schulwahl zu beachten?

Jede der drei Schulformen – Gymnasium, Realschule, Hauptschule – bietet den Lernenden Unterstützung im Lernprozess und in der individuellen Entwicklung an. Allerdings auf einem je unterschiedlichen Niveau und in unterschiedlicher Breite.

Die Wahl der Schulform sollte die nötigen Voraussetzungen und Fähigkeiten der Lernenden in den Bereichen:

  1. Arbeitsverhalten
  2. Konzentrationsfähigkeit
  3. Ausdauer
  4. Sozialverhalten

berücksichtigen.

Die REALSCHULE als die mittlere Schulform des dreigliedrigen Schulsystems bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Handlungsorientierung (Praxis). Das Ziel ist die Ausbildung der Schülerpersönlichkeit, die sich im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gemeinschaft entwickelt – basierend auf gegenseitigem Respekt, einer toleranten Grundhaltung und sozialem Miteinander. Mit vier Hauptfächern, einer Vielzahl an weiteren Unterrichtsfächern, themenorientierten Projekten, Angeboten, Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen mit außerschulischen Partnern samt einer fundierten Berufsorientierung ab Klasse 8 ist das Bildungsangebot breit aufgestellt. Die Schülerinnen und Schüler werden befähigt, mit dem Erreichen des MITTLEREN BILDUNGSABSCHLUSSES sowohl eine Berufsausbildung zu absolvieren als auch an den weiterführenden Schulen (Berufskollegs, Fachschulen, Handelsschulen, Gymnasien) sich in Richtung ABITUR und STUDIUM weiter zu bilden.

Was bedeutet eine Schulempfehlung von der Grundschule?

Zwei bis vier Jahre lang begleiten die Grundschulpädagogen Ihr Kind in seinem Entwicklungs- und Lernprozess. Am Ende dieser Zeit können sie sehr gut eine Prognose oder Empfehlung für die richtige Wahl der Schulform abgeben, da sie täglich Konzentration, Lernwillen, Motivation, Auffassungsgabe und Lese- und Lernverständnis ihrer Lernenden beobachten und fördern.
Wir sind der Meinung, dass Eltern und Kinder trotz Abschaffung der bindenden Empfehlung der Grundschulgutachten dem Fachurteil der Grundschulpädagogen folgen sollten.

Muss ich mich an eine Schulempfehlung halten?

Nein, Sie müssen sich in Ihrer Entscheidung nicht an die sogenannten Grundschulgutachten halten! Eltern dürfen entgegengesetzt einer ausgesprochenen Schulformempfehlung ihr Kind an jeder Schule bzw. Schulform anmelden.
Fraglich ist nur, was mit den Kindern passiert, deren Eltern schon bei der Anmeldung im persönlichen Gespräch mit der Schulleitung sagen: „Ach, wir wollen es mal probieren!“
Die zahlreichen Rückläufe aus den Gymnasien an die Realschulen am Ende der Klasse 6, 7 und 8 zeigen uns immer wieder, dass diese Kinder eine schon teilweise sehr negative Schulbiografie hinter sich haben. Lernmotivation und Selbstwertgefühl sind durch die Experimentiermentalität der Eltern und den sehr frühzeitig festgelegten Lebens- und Berufsweg („Unser Kind soll später einmal Abitur machen und studieren!“) überaus negativ beeinflusst.

Welche Schulform passt zu meinem Kind?

Zu Ihrem Kind passt genau die Schulform, die Ihr Kind in seinem bzw. ihrem Entwicklungsprozess optimal entsprechend der individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse fördert und fordert. Interessen und Neigungen verändern sich oder bilden sich neu, Schulfreundschaften werden geschlossen und gehen wieder auseinander – all dies sollten keine Entscheidungsgründe für eine Schulform sein. Nur weil das Gymnasium als weiterführende Schulform für die Freundin Ihrer Tochter die richtige Schulform ist – oder zu sein scheint -, muss dies nicht zwangsläufig auch für Ihre Tochter gelten.
Übrigens:
Die Bildungsforschung hat eindeutig aufgezeigt, dass die Unterschiede innerhalb der gleichen Schulform größer sind, als die Unterschiede zwischen den Schulformen! Ein sehr bedenkenswertes Ergebnis!

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